Hiersein – Dasein – Dortsein – Fortsein Jüdische Exilserfahrungen von Babylonien bis Baden Ausstellung vom 1. Juni – 17. Juli 2016 in der Synagoge Sulzburg
Ausstellung ehemalige Synagoge Sulzburg 2016 © Patrick Seeger
1. Finanzielle Ausgangslage
Das Ausstellungsprojekt wurde durch folgende Institutionen unterstützt:
- Innovationsfonds 2015 der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- Anna-Hugo-Bloch Stiftung
- Freundeskreis ehemalige Synagoge Sulzburg e.V.
- Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
- Wissenschaftliche Gesellschaft Freiburg im Breisgau
- Bible Lands Museum Jerusalem
- Hadassah College Jerusalem
- Kulturamt Stadt Sulzburg
Neben den eingeworbenen Drittmitteln setzten die Fachbereiche Judaistik und Altorientalische Philologie noch einen Lehrauftrag sowie die Stellen Professur Judaistik, Professur Altorientalische Philologie und einen Akademischen Mitarbeiter (25%) ein.
2. Seminare und Exkursionen
Insgesamt wurden für das Projekt im SoSe 2015 und im WiSe 2015/2016 aus den Fachrichtungen Judaistik und Altorientalische Philologie ein Kolloquium und mehrere Seminare angeboten. Die Ausstellung erhielt den Titel „Hiersein – Dasein – Dortsein – Fortsein – Jüdische Exilserfahrungen von Babylonien bis Baden“
Sechs Themeninseln sollten einen Zeitraum von 2500 Jahren abdecken, der von sechs Teams erarbeitet werden sollte:
- Einleitung
- Babylonisches Exil
- Römisches Exil
- Jüdisches Leben in den SchUM-Gemeinden im Mittelalter (Warmaisa / Worms)
- Jiddisch mit Schwerpunkt Westjiddisch
- Badisches Landjudentum mit einem Ausblick in die Gegenwart (Sulzburg)
Mithilfe der finanziellen Unterstützung des Innovationsfonds konnten die Studierenden nahezu kostenfrei den Museumspass für die gesamte Region erwerben und bei fünf Exkursionen (nach Sulzburg, Basel, Müllheim, Freiburg und Karlsruhe) insgesamt elf Einrichtungen besichtigen. Die besuchten Museen wurden nur unter dem Gesichtspunkt ihrer jeweiligen Konzepte ausgewählt, nach Möglichkeit wurde auch ein Gespräch zwischen den Studierenden und Vertretern der Einrichtungen organisiert.
Sozusagen als Begleitprogramm wurde gemeinsam mit dem Studium Generale der Universität Freiburg im WiSe 2015/16 die Vortragsreihe „Exil – Existenz im Paradox“ angeboten. Referierende waren neben Frau Professor Oberhänsli-Widmer (Judaistik) Frau Dr. Wunsch (Altorientalische Philologie) und Herr PD Dr. Fischer (Theologie). Die Vorträge lockten zahlreiche Hörer an und verschafften der Ausstellung schon im Vorfeld öffentliche Aufmerksamkeit.
Zwei der drei Vorträge wurden mittlerweile auch in den Freiburger Universitätsblättern (4/2016) publiziert.
3. Ausstellung
Nach einer intensiven Aufbauphase von ca. zwei Wochen wurde die Ausstellung am 1. Juni 2016 mit einer Vernissage eröffnet, zu der sich zweihundert Gäste einfanden und die von Herrn Dirk Blens, Bürgermeister der Stadt Sulzburg, Prof. Dr. Gabrielle Oberhänsli-Widmer, Judaistik, und Prof. Dr. Regine Pruzsinszky, Altorientalische Philologie, in ihren Reden begrüßt wurden. Zwischen den Reden musizierte eine Gruppe Studierender. Im Anschluss an die Reden und Danksagungen lud die Stadt Sulzburg noch zum Empfang in das Rathaus ein.
In den folgenden Wochen war die Ausstellung von Dienstag bis Sonntag zwischen 15 und 18 Uhr für Besucher geöffnet, und dank der positiven Resonanz wurde sie um zweieinhalb Wochen bis zum 17. Juli verlängert. Das Kulturamt Sulzburg organisierte und finanzierte die nötige Aufsicht.
Hier finden Sie die Einladung zur Ausstellung als PDF zum Download
4. Ausstellungsergebnis
Während der gesamten Öffnungszeit (ohne Venissage) besuchten 865 Personen die Ausstellung, im Schnitt kamen also 22 Besucher pro Ausstellungstag. Nach Angabe der Aufsichtspersonen sind diese Zahlen für eine Ausstellung in der ehemaligen Synagoge ausgesprochen überdurchschnittlich. Gespräche der Besucher mit den Aufsichten lassen den Schluss zu, dass die Ausstellung gut angenommen wurde, die Thematik für die Region und das Gebäude zutreffend war. Kritisiert wurde hingegen die Textmenge der einzelnen Themeninseln, das Fehlen von Führungen und eines Katalogs.
Im ausgelegten Gästebuch fanden sich u. a. folgende Eintragungen:
„Dank an die Studierenden und ihre Professorinnen für die informative Ausstellung“
„Eine sehr interessante Ausstellung, welche vieles Näher bringt – in einer einzigartigen Umgebung“
„Einen großen Dank an die Sulzburger und all denen, die diese Ausstellung in dieser Umgebung ermöglicht haben“
„Ein Kleinod, das es lohnt weitergetragen zu werden, und eine Ausstellung mit vielen interessanten neuen Erkenntnissen“
„Danke für diese so gut Konzipierte + präsentierte Ausstellung! Wir konnten sie ohne „Überanstrengungen“ bewältigen + nehmen viele Einblicke in das jüdische Leben unserer Region mit – sehr gut eingebettet in die Geschichte der Judenverfolgung.“
„Endlich mal eine angemessene Nutzung der Synagoge. Sehr gut. Wenngleich ich einen kl. Katalog oder wenigstens ein [???] vermisse.“
„Eine interessante Ausstellung, ein schöner Raum. Hoffentlich ein Beitrag zum besseren Verständnis zwischen Völkern u. Kulturen!“
„Es war beeindruckend, dieses Dokument jüdischen Lebens in Deutschland kennen zu lernen. Dank Wissenschaft, Fleiß und Ehrfurcht vor den Religionen ist diese Ausstellung entstanden. Es sollten viele kommen und auch diese Seite Sulzburgs kennen lernen.“
„Eine Beeindruckende Ausstellung[.] Herzlichen Dank an die UNI-Freiburg bes. an Frau Prof. Dr. Gabrielle Oberhänsli-Widmer und Frau Prof. Dr. Regine Pruzsinszky für das viele Engagement und große Mühe.“
Im Laufe der Ausstellungszeit erschienen zwei Presseartikel über die Ausstellung, zudem wurde auf die Ausstellung durch diverse regionale und nationale Vereine über Newsletter oder Homepageeinträge hingewiesen.
5. Nachhaltigkeit
Die ursprüngliche Idee, gemeinsam mit den Studierenden eine Ausstellung zu erarbeiten und zu verwirklichen, wurde erfolgreich umgesetzt. Durch vielfältige Aktivitäten erhielten die Studierenden einen vertieften Einblick in ein mögliches zukünftiges Berufsfeld, und zwei der Studierenden sind aktuell in diesem Bereich auch tätig (Blaues Haus in Breisach, Praktikum im Bode Museum Berlin mit anschließendem Volontariat). Neben den vertiefenden Einblicken für die beteiligten Studierenden konnten sich die beiden Fachbereiche Judaistik und Altorientalische Philologie besser mit der Museumslandschaft in der Region vernetzen. Hierdurch wurde z.B. eine nicht beteiligte Studentin mittlerweile für einen Praktikumsplatz im Museum „Mensch und Natur“ in Freiburg vermittelt.
(Raban Kluger M. A.; Tamara Marwitz)
Fotos: Tamara Marwitz