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Maren Bagdahn

"Gründe für die hohen iranischen Verluste." Zur Rolle Irans in Syrien

al-Mustaqbal, Libanon, 17.05.2016

Übersetzung aus dem Arabischen und Kommentar

von Maren Bagdahn

 

Vorgeschlagene Zitierweise:
Bagdahn, Maren, „'Gründe für die hohen iranischen Verluste.' Zur Rolle Irans in Syrien“ Projekt: Der Krieg in Syrien aus arabischer und türkischer Perspektive. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg - Orientalisches Seminar (SoSe 2016). http://www.orient.uni-freiburg.de/syrienprojekt/bagdahn/index..

 

[Volltext als PDF]

 

Abstract

Die Aussage Dahmāns ist deutlich: Iran mischt sich aus seinem schiitischen Machtstreben heraus in den Syrien-Konflikt ein, ist jedoch militärisch unfähig und handelt unverantwortlich und irrational. Dabei zeichnet er das Bild eines machthungrigen Drahtziehers, der zwar sehr einflussreich ist, gleichzeitig aber aufgrund seiner Unfähigkeit sowohl auf der eigenen wie auch auf der gegnerischen Seite unnötigen Schaden verursacht.

Diese Einschätzung muss man vor dem Hintergrund der aktuellen innenpolitischen Lage im Libanon sehen. Das zuletzt 2009 gewählte Parlament ist seit 2014 nicht in der Lage eine regierungsfähige Koalition zu bilden, geschweige denn einen Präsidenten zu ernennen. So weigerten sich einige Parteien der 14. März-Bewegung mit der Hizbollah zusammenzuarbeiten, solange diese in Syrien auf Seiten Assads kämpft. Die Hizbollah folgt, so die Meinung einiger Libanesen, auch innenpolitisch nur iranischen Interessen (Knight 2014).

Im wirtschaftlich schwachen und mit vielen syrischen Flüchtlingen belasteten Libanon haben zuletzt konfessionelle Spannungen, besonders zwischen Sunniten und Schiiten bzw. Alawiten wieder zugenommen. Kein Wunder also, dass Dahmān vor allen Dingen den konfessionellen Aspekt des iranischen Eingreifens betont. Interessanterweise erwähnt er die Hizbollah jedoch nicht namentlich. Wahrscheinlich werden alle libanesischen Zeitungsleser auch ohne ausdrückliche Namensnennung wissen, dass, wenn von „iranischen Milizen“ die Rede ist, die Hizbollah mit gemeint ist. Auch die Anspielung auf die gelben Fahnen über den Särgen zielt auf die Hizbollah ab. Möglicherweise hält es der Autor schlicht für überflüssig, den Namen der Milizen zu nennen. Es kann aber durchaus auch sein, dass die Nennung der Hizbollah in einem solch despektierlichen Kontext für Autor und Zeitung gefährlich wäre.

Syrien ist als langjähriger Verbündeter des Iran für das außenpolitische Selbstverständnis der islamischen Republik enorm wichtig. Dabei steht nicht die alawitische Glaubenszugehörigkeit Assads im Vordergrund, denn Iran sieht sich als Schutzmacht aller Muslime. Deshalb will Iran im Syrien-Krieg religiöse Aspekte nicht in den Vordergrund stellen. Religion dient ihm allerdings zur Rekrutierung schiitischer Kämpfer.

Im Gegensatz zu den innersyrischen Milizen, die auf der Seite Assads kämpfen, handelt es sich bei den ausländischen Milizen um ausschließlich schiitische Paramilitärs. Obwohl diese überwiegend von Iran trainiert und finanziert werden, ist es für Teheran nicht zwingend notwendig sie zu kontrollieren, solange sie in seinem Interesse handeln. Mit seiner Elite-Einheit, der al-Quds, sendete Iran in unbekanntem Ausmaß militärische Berater und möglicherweise auch Kämpfer nach Syrien. Die Strategie, die er dabei verfolgt, ist durchaus komplexer, als es nach Ansicht Dahmāns der Fall ist. Es gab jedoch Berichte, dass neben den hochrangigen Militärs und Revolutionsgarden, die als Berater tätig sind, auch junge Afghanen, zum Kampf in Syrien gezwungen wurden, worauf der Artikel ja ausdrücklich aufmerksam macht.[1]

Dem arabischen Artikel zufolge griff Russland auf eindringliches „Flehen“ Irans in Syrien ein.[2] Dass Russland allein aus diesem Grund interveniert, ist aber sehr fraglich. Denn Russland verfolgt ebenso wie Iran eigene Interessen in Syrien. Die beiden Mächte sind sich darin einig, Assad möglichst lange an der Macht zu halten, was schließlich zu einer Kooperation der beiden wichtigsten Unterstützer des syrischen Regimes führte.

Irans Einmischung in Syrien trägt zur Eskalation der Gewalt in der Region bei. Seine Verhandlungsbemühungen auf internationaler Ebene brachten bisher noch keinen Fortschritt. Die Aussage, er folge keiner Strategie bei seiner Einmischung in Syrien, ist jedoch auf keinen Fall haltbar. Im Gegenteil scheint Iran weitsichtig zu planen, wenn es auch damit die Sicherheit einer ganzen Region für unbestimmte Zeit aufs Spiel setzt.


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[2] vgl. Übersetzung Z. 37.